Im Folgenden ein Überblick über die Therapieverfahren seitens der klassischen Medizin (Schulmedizin):
- Meistens kommen die Patientinnen angeblich um eine Operation nicht herum. Die gute Nachricht ist dabei, dass es heute recht schonende Maßnahmen gibt, sodass eine radikale Brustentfernung bei sogenannten gynäkologischen Tumoren nicht mehr in jedem Fall unumgänglich ist.
- Bei vielen Erkrankungen der weiblichen Brust ist der möglicherweise gestörte Hormonhaushalt, insbesondere mit Blick auf die Östrogene, beteiligt. Aus diesem Grunde wurden endokrine Therapien beziehungsweise Hormontherapien mit Antiöstrogenen, Aromatasehemmer und GnRH-Analoga entwickelt.
- Am häufigsten kommt beim Mammakarzinom die Strahlen- beziehungsweise Radiotherapie zur Anwendung. Hiermit befinden wir uns auf dem Feld der „adjuvanten Therapien“, die vor allem als ergänzende oder unterstützende Behandlungsmaßnahmen zum Beispiel nach einer Operation durchgeführt werden. Man erhofft, damit das Wiederauftreten bereits behandelter Tumore weitgehend zu verhindern, indem noch zirkulierende Krebszellen oder Mikrometastasen erfolgreich bekämpft werden.
- Ebenfalls werden nach der Brustoperation oftmals Chemotherapien durchgeführt. Hierbei kommen vor allem Medikamente wie Zytostatika zum Einsatz.
- Bei der modernen molekularbiologischen Therapie werden sehr spezialisierte Wirkstoffe wie Trastuzumab eingesetzt, die ausschließlich die Krebszellen zielgenau angreifen. Dies ist so mit keiner Chemotherapie zu erreichen.
- Ein lokales beziehungsweise lokoregionäres Rezidiv liegt dann vor, wenn in einer bereits behandelten Brust, in der Brustwand oder den angrenzenden Lymphknoten wieder ein Tumor auftritt. Dies erfordert ein spezifisches Vorgehen.
- Oftmals metastasieren Brustkrebszellen ins Skelett, in die Leber und/oder in die Lunge. Das Gehirn bleibt in der Regel davon verschont. Auch in diesen Fällen sind spezielle Behandlungsmethoden angezeigt.
Entfernung bösartiger Brusttumore
Um den Tumor zu verkleinern, werden einer Operation meistens Antihormon-, Chemo- und/oder Antikörpertherapien vorgeschaltet. Damit wirklich alle Tumorzellen im Zuge der OP verschwinden, muss sicherheitshalber auch ein kleiner Teil des umgebenden gesunden Gewebes entfernt werden. Ob dies vollständig gelungen ist, ergibt die anschließende feingewebliche Untersuchung, bei der die Schnittränder auf noch verbliebene Tumorzellen geprüft werden.
Brusterhaltende Operation
Es müssen mehrere Kriterien erfüllt sein, damit brusterhaltend operiert werden kann:
- Der Tumor muss örtlich begrenzt und im Verhältnis zur Brust klein sein.
- Weder die Brustwandmuskulatur noch die Brusthaut dürfen vom Tumor befallen sein.
- Keine weiteren Tumore, die sich in einiger Entfernung in derselben Brust befinden
- Keine zusätzlichen ausgedehnten Brustkrebsvorstufen
Brustentfernung beziehungsweise Mastektomie
Dies bedeutet grundsätzlich die Entfernung der Brustdrüse, der Haut und Faszie, also der Hüllschicht des Brustmuskels. Bei der durchaus häufigen „skin-sparing“ oder hautsparenden Mastektomie kann die Haut erhalten werden. Entsprechend gibt es die „nipple-sparing“ Mastektomie, bei der auch die Brustwarze noch gerettet werden kann. Notwendig wird eine Mastektomie bei:
- großen Tumoren
- mehreren Tumoren, die sich an verschiedenen Stellen gebildet haben
- Befall der Brusthaut
- Brustkrebsvorstufen in der gesamten Brust
- den meisten erforderlichen Nachoperationen
- inflammatorischem (entzündlichem) Mammakarzinom
- ausdrücklichem Wunsch der Patientin
Da heute in der Regel die Brustmuskulatur nicht mehr entfernt wird, behält der Brustansatz zumindest seine rundliche Kontur. Bereits während des Eingriffs lassen sich Maßnahmen für eine spätere Brustrekonstruktion vornehmen, wenn dies gewünscht wird. Bei der hautsparenden Mastektomie kann die Brustdrüse unmittelbar durch ein Silikonimplantat ersetzt werden.
Lymphknotenentfernung
Brustkrebszellen bedienen sich des Lymphsystems, um zu metastasieren. In den Lymphknoten der Achselhöhle münden die Lymphbahnen aus der Brust. Aus diesem Grunde bedeutet eine Axilladissektion deren operative Entfernung. Inzwischen ist man aber zu dem Standard übergegangen, nur noch die Wächter-Lymphknoten (Sentinel) zu entnehmen. Sie befinden sich auf der Lymphbahn zwischen der Brust und der Achselhöhle. Voraussetzung ist allerdings, dass die Lymphknoten vor der OP unauffällig sind.
Wenn höchstens zwei Wächter-Lymphknoten Tumorzellen enthalten, kann auf die Entnahme weiterer Lymphknoten verzichtet werden, allerdings muss nach der OP mit Medikamenten und/oder Bestrahlungen weiterbehandelt werden. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, einer solchen Operation eine neoadjuvante Therapie, also eine medikamentöse Behandlung voranzustellen.
Metastasierter Brustkrebs
Wenn Fernmetastasen die Ursache sind, ist eine Heilung nicht mehr möglich, das heißt, eine Operation ist obsolet. Stattdessen wird versucht, den Krebs mit systemischen, medikamentösen Therapien aufzuhalten. Bei Tumorkomplikationen oder wenn beispielsweise bei Knochenmetastasen eine medikamentöse Behandlung erfolgreich verlief, könnte eine Brust-OP doch angezeigt sein.
Mögliche Folgen von Brustoperationen
In seltenen Fällen kann es nach jeder Art von chirurgischem Eingriff zu einer Infektion oder Wundheilungsstörung kommen. Bei der Entfernung von Hautteilen können vorübergehend Spannungsgefühle auftreten.
Wurde einseitig eine große Brust entfernt, kann sich bei der Patientin wegen der ungleichen Gewichtsverteilung eine Fehlhaltung einstellen, die zu Schmerzen und Verspannungen im Bereich der Schultern führen kann. Das Tragen einer externen Prothese im BH und Krankengymnastik steuern dieser Entwicklung entgegen.
Im Zuge einer Axilladissektion werden nicht selten Nerven beschädigt, was die Steuerung und Beweglichkeit einer Schulter oder eines Arms einschränken kann.
Durch die Unterbrechung von Abflusswegen kann sich noch lange nach der OP Lymphflüssigkeit anstauen und ein Arm schmerzhaft anschwellen. Behandeln lässt sich ein solches Lymphödem durch Hochlagern, Wickeln, Lymphdrainage und das Tragen eines Armstrumpfes.