Es ist im Wesentlichen unsere Lebensführung, also das Integral über die Zeit, die darüber entscheidet, ob sich in unserem Körper eine Krebsart entwickelt oder eben nicht. Falls das passiert, ist aber noch nicht aller Tage Abend, vor allem dann nicht, wenn der Tumor in einem frühen Stadium erkannt wird, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Es gilt immer die Faustformel:

„Je früher der bösartige Tumor erkannt wird, desto größer die Heilungschancen.“

Das wissen auch die Krankenkassen, die durchaus aus finanziellen Gründen ein großes Interesse daran entwickelt haben, dass die Menschen die vorgeschlagenen Termine für Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen. Dazu gehört zum Beispiel die Gruppe aller Frauen zwischen 30 und 49 Jahren sowie alle Frauen ab 70 Jahren. Für sie wird empfohlen, sowohl die Brustdrüsen als auch die Lymphknoten in den Bereichen Achselhöhlen, Schlüssel- und Brustbein einmal pro Jahr abtasten zu lassen. Dabei wird auch die Form und Größe der Brust und der Brustwarzen genau kontrolliert.

Die Frauen der Altersgruppe 50 bis 69 Jahre werden sogar zusätzlich zu den jährlichen Tastuntersuchungen alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening aufgefordert. Ein ganz besonderes Augenmerk gilt jenen Frauen, in deren Familien es gehäuft zu Brustkrebs insbesondere schon in jungen Jahren kam. Bei diesen Frauen liegen oftmals genetische Veränderungen im BRCA1- oder BRCA2-Gen vor. In diesen Fällen wird den Frauen bereits ab ihrem 25. Lebensjahr alle sechs Monate eine Tast- oder Ultraschalluntersuchung beziehungsweise eine Kernspintomografie pro Jahr empfohlen.

Das Mammographie-Screening-Programm

Hauptziel ist hierbei die Brustkrebs-Früherkennung bei Frauen der Altersgruppe 50 bis 69 Jahre, die keinerlei Symptome zeigen. Dabei geht es in erster Linie um Röntgenuntersuchungen der weiblichen Brust. Geeignet ist das Verfahren deshalb, weil die Aufnahmen schon kleine, noch nicht ertastbare Tumore im Frühstadium, wenn auch die Lymphknoten noch keinen Hinweis geben, sichtbar machen.

Das moderne Mammographie-Screening ist durch die folgenden Punkte gekennzeichnet:

  • Geschulte Fachkräfte bedienen moderne, digitale Geräte nach dem Stand der Technik.
  • In den Zentren der „Screening-Einheiten“ mit spezieller Zulassung hat man sich gerade auf die Früherkennung von Brustkrebs spezialisiert. In komplexen Rezertifizierungsverfahren wird die fachliche und technische Kompetenz dieser Zentren regelmäßig überprüft.
  • Jede einzelne Aufnahme wird unabhängig voneinander durch mindestens zwei Fachärzte, die jedes Jahr nachweislich mehrere Tausend Bilder bewerten, begutachtet.
  • Bei einem Verdacht auf Brustkrebs werden unmittelbar weitere Untersuchungen eingeleitet, wobei das Vorgehen unter den beteiligten Ärzten fachlich abgestimmt wird.

Bundesweit richtet sich das Mammographie-Screening-Programm an mehr als zehn Millionen Frauen in der besagten Altersgruppe 50 bis 69 Jahre. Finanziert wird es im Wesentlichen durch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Prinzipiell haben auch privat krankenversicherte Frauen Anspruch auf derartige kostenfreie Untersuchungen. Ob und in welchem Umfang Ihre KV die Kosten für das Mammographie-Screening übernimmt, sollten Sie aber besser im Vorfeld abklären.

Die Bedeutung des Worts Screening umfasst in diesem Fall, dass allen Frauen der genannten Altersgruppe die Untersuchungen angeboten werden, um möglichst viele der von Brustkrebs betroffenen Frauen so früh wie möglich aufzuspüren. Bei dem hier beschriebenen Mammographie-Screening handelt es sich übrigens um das erste Krebsfrüherkennungsprogramm, das auf einem einheitlichen europäischen Qualitätsstandard basiert. Es wird zudem streng kontrolliert, indem die Ergebnisse aus dem Screening in regelmäßigen Jahresberichten durch die Kooperationsgemeinschaft Mammographie veröffentlicht werden.

Motivation zur Einführung des Mammographie-Screenings in Deutschland

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Tumorerkrankung. Noch im Jahre 2002 lag keinerlei Festlegung darüber vor, über welche fachlichen Qualifikationen jene Ärzte mindestens verfügen müssen, die Mammographien durchführten. Entsprechende Untersuchungsergebnisse wurden weder irgendwo zentral dokumentiert noch systematisch ausgewertet. Es fehlte überdies an klaren Vorgaben für die interdisziplinäre Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachärzte, sodass die Diagnostik zum Teil recht eigenwillig anmutete und im Ergebnis dazu geführt hat, dass zu viele, nicht notwendige Operationen durchgeführt wurden. Daher kam es 2002 im Bundestag zu dem parteiübergreifenden Beschluss, ein flächendeckendes Mammographie-Screening-Programm einschließlich eines Einladungssystems einzuführen.

Was versteht man eigentlich unter Brustkrebs?

Es beginnt oft mit einer einzelnen Zelle des Brustgewebes, die sich unkontrolliert immer weiter teilt und dabei in das umgebende gesunde Gewebe vordringt. Auf diese Weise bilden sich dann auch die zu Recht gefürchteten Metastasen. Während sich manche Brustkrebstypen eher langsam entwickeln, treten andere extrem aggressiv in Erscheinung. Gemäß Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken jedes Jahr in Deutschland circa 70.000 Frauen an Brustkrebs, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter signifikant zunimmt.

Besonders gut lässt sich eine Krebsvorstufe, das duktale Carcinoma in situ (DCIS), mithilfe der Mammographie entdecken. Da sich daraus in 30 bis 50 Prozent aller Fälle ein sehr gefährlicher Tumor entwickelt, sieht der aktuelle Behandlungsstandard „S3-Leitlinie für Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ dessen konsequente Entfernung vor.

Risikofaktoren für Brustkrebs

Abgesehen davon, dass die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken mit dem Alter steigt, spielt eine mögliche genetische Disposition eine große Rolle, das heißt, wenn ein Familienmitglied wie die Mutter, Schwester oder Tochter bereits erkrankt ist, ist auch Ihr Risiko gleich doppelt so hoch. Sind sogar zwei Verwandte betroffen, vervierfacht sich Ihr Risiko. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Hoher Alkoholkonsum
  • Medikamente im Rahmen einer Hormontherapie während der Wechseljahre
  • Übergewicht, insbesondere nach den Wechseljahren

Vermindern lässt sich das Brustkrebsrisiko dagegen mit adequater Bewegung und Sport.

Wie unterscheidet sich die Mammographie zu anderen Methoden der Brustkrebsfrüherkennung?

  • Im Zuge einer Mammographie werden die weiblichen Brüste geröntgt. Dabei erscheint das Fettgewebe etwas dunkler, weil es viel Energie aus der elektromagnetischen Strahlung absorbiert. Tumore erscheinen im Röntgenbild dagegen besonders hell.
  • Wenn der Arzt das Gewebe mithilfe eines Schallkopfes mit harmlosen Schallwellen durchstrahlt, dann sprechen wir von einer Ultraschalluntersuchung. Auch hier gilt, dass die Wellen von den unterschiedlichen Gewebearten in unterschiedlichen Intensitäten reflektiert werden. Daraus ergibt sich ein Abbild des inneren Aufbaus der Brust in Grauabstufungen. Dabei erscheint Fettgewebe eher dunkel, Drüsen- und Bindegewebe deutlich heller. Im Krebsvorstadium kommt es zunächst zu kleineren Verkalkungen, die im Ultraschallbild leider nicht gut zu erkennen sind.
  • Die Magnetresonanztomographie (MRT) basiert auf einem starken künstlichen Magnetfeld. Ausgenutzt wird dabei, dass die verschiedenen Gewebearten einen unterschiedlichen Gehalt an Wasserstoffatomen aufweisen. Dadurch werden die Strukturen bildlich erkennbar. Das Verfahren bietet heute eine hohe Auflösung, sodass damit auch kleine Tumore entdeckt werden können. Leider ist es so, dass auch gutartige Gewebekontraste hell aufleuchten können und sozusagen einen falschen Alarm auslösen. Auf der anderen Seite werden die Vorstufen des Brustkrebses mit dem MRT nicht zuverlässig gefunden.
  • Die Knoten, die Sie durch Selbstabtasten finden, sind oftmals gutartig. Finden Sie mit dieser Methode tatsächlich einen bösartigen Tumor, hat dieser oft schon gestreut. Diese einfache Methode ist leider zu uneindeutig, als dass sie ernsthaft als Früherkennungsmaßnahme taugt.
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