Wenn Brustkrebs in andere Organe streut, ist die Prognose meist düster. Wissenschaftler des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel haben nun einen Prozess entdeckt, der es Brustkrebszellen erleichtert, sich an ganz anderen Stellen im Körper anzusiedeln. Diese Erkenntnisse könnten eine Grundlage bilden, um Tochtergeschwülste in Zukunft wirksamer zu verhindern.
Gut acht Jahre lang hat die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Mohamed Bentires-Alj daran gearbeitet, die Funktionsweise eines bestimmten zellulären Enzyms im Zusammenhang mit der Metastasierung von Brustkrebs zu verstehen. Schließlich entdeckten die Wissenschaftler einen Mechanismus, der die Bildung von Metastasen bei mehreren aggressiven Krebsarten zu begünstigen scheint. Die Ergebnisse wurden im „Embo Journal“ veröffentlicht.
Man kann sich eine Zelle wie ein soziales Netzwerk vorstellen. Jeder Mensch auf der Welt ist in irgendeiner Weise genetisch mit jedem anderen Menschen verbunden. Analog dazu sind auch alle Moleküle in den Zellen durch ein molekulares Netzwerk miteinander verbunden. Wenn ein Teil davon nicht richtig funktioniert, kann das System aus dem Gleichgewicht geraten, mit der Folge, dass eine ganze Kaskade von unerwünschten Effekten ausgelöst wird. Daraus ergeben sich unweigerlich negative Konsequenzen für weiter entfernte Teile des Netzwerks.
Am Anfang einer solchen teuflischen Kaskade steht das Stoffwechselenzym „Nicotinamid-N-Methyltransferase“ (NNMT). Am Ende des Prozesses steht Kollagen, jener Stoff, der den Raum zwischen den Körperzellen ausfüllt, um sie zusammenzuhalten.
Bei Krebsmetastasen wird das sonst so hilfreiche Kollagen jedoch zum „Verräter“, weil es den Krebszellen hilft, sich im Gewebe einzunisten.
Etwa 15 Prozent aller Brustkrebspatientinnen erkranken an „triple-negativem“ Brustkrebs, leider einer besonders aggressiven Form, da sie häufig Metastasen in Lunge und Gehirn bildet.
Diese Brustkrebszellen sind dafür bekannt, dass sie relativ viel NNMT produzieren. Im Tierversuch haben die Forscher bestätigt, dass genau diese Überproduktion von NNMT ganz entscheidend für die Metastasierung ist.
Wandernde Krebszellen haben es gar nicht so leicht, sich in anderen Geweben breit zu machen, denn die „Atmosphäre“ dort, also die Signalstoffe in Kombination mit dem Nährstoff- und Sauerstoffangebot, ist ihnen zunächst eher feindlich gesinnt. In dieser Vorläuferphase der Metastasenbildung ist es aber gerade das kanzerogene Kollagen, das den Krebszellen das Überleben sichert.
Eine Literaturrecherche lieferte zudem den Hinweis, dass für eine ganze Reihe aggressiver Krebsarten eine erhöhte Produktion von NNMT geradezu charakteristisch zu sein scheint. Möglicherweise handelt es sich um einen universellen Schlüsselfaktor der Metastasierung. Aus diesen Gründen sollen nun die bereits existierenden Hemmstoffe gegen NNMT daraufhin getestet werden, ob sie die Metastasenbildung im Mausmodell signifikant hemmen können, wobei auch die möglichen Nebenwirkungen genau beobachtet werden sollen. Danach könnten erste Studien am Menschen durchgeführt werden.
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Beitragsbild: fotolia.com – crevis
Dieser Beitrag wurde am 06.09.2023 erstellt.