Die Medizin setzt im Kampf gegen Brustkrebs vor allem auf Früherkennung. Doch inzwischen sind verschiedene Ursachen für Brustkrebs bekannt und einige davon sind ohne Probleme vermeidbar. Damit kann jeder sein Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, aktiv senken.
Risikofaktoren für Brustkrebs
Als Risikofaktor wird bezeichnet, was die Chancen erhöht, an Brustkrebs zu erkranken. Einige solcher Risikofaktoren sind beeinflussbar, andere nicht. Für Brustkrebs sind verschiedene Risikofaktoren gut belegt, andere wurden inzwischen widerlegt oder bleiben umstritten.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Geschlecht. Anhand der Erkrankungsraten ist offensichtlich, dass Frauen ein rund 100mal höheres Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken als Männer. Als Ursache gelten Einflüsse der weiblichen Hormone Estrogen (= Östrogen) und Progesteron.
Alter. Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Nur einer von 8 Fällen betrifft eine Frau unter 45 Jahren. Zweidrittel der Fälle betrifft Frauen über 55 Jahren. Das höchste Risiko haben Frauen im Alter von 65 Jahren. Eine von 27 wird demnach in den nächsten 10 Jahren die Diagnose „Brustkrebs“ erhalten.
Genetische Faktoren. In der letzten Zeit sind genetische Faktoren in der Öffentlichkeit viel diskutiert worden. Tatsächlich ist ihr Einfluss insgesamt eher gering, da nur 5 bis 10 % der Fälle bestimmte Genmutationen aufweisen, die mit Brustkrebs in Verbindung gebracht werden. Meist finden sich Mutationen der Gene BRCA1 oder BRCA2. Frauen mit solchen ererbten Genveränderungen haben auch ein höheres Risiko für weitere Krebsarten, insbesondere Eierstockkrebs. Mutationen in anderen Genen wurden ebenfalls beschrieben, doch ist ihr Einfluss weniger stark. Frauen können ihr Genom auf solche Mutationen testen lassen. Mehr über genetische Faktoren im Abschnitt „Geerbtes Risiko?“
Familiäre und eigene Krankengeschichte. Die meisten Frauen (ca. 85 %), bei denen Brustkrebs auftritt, haben keine Verwandten, die bereits an Brustkrebs erkrankt waren. Doch Brustkrebs in der nahen Verwandtschaft (Mutter, Schwester, Tochter) erhöht das eigene Risiko zweifach, zwei Fälle von Brustkrebs sogar dreifach. Frauen, die in einer Brust ein Mammakarzinom hatten, haben ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko, später auch in der anderen Brust Krebs zu bekommen. (Siehe auch „Geerbtes Risiko?“)
Dichtes Brustgewebe. Frauen mit besonders viel Drüsengewebe und wenig Fettgewebe haben ein dichtes Brustgewebe und damit ein etwas erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Leider macht das dichte Brustgewebe auch eine Mammographie schwieriger und verschleiert manche Karzinome.
Auftreten von gutartigen Tumoren. Frauen, bei denen gutartige Wucherungen auftreten, neigen eher zu Brustkrebs als Frauen, bei denen dies nicht der Fall ist.
Menstruation. Ein frühes Auftreten der ersten Menstruation und/oder eine spät einsetzende Menopause erhöhen das Brustkrebsrisiko. Als Grund wird angenommen, dass in diesen Fällen die Hormonschwankungen der weiblichen Hormone länger andauern und sich negativ auswirken.
Linkshändigkeit. Aus bislang ungeklärten Gründen haben Linkshänderinnen ein bis zu 2.5-fach höheres Erkrankungsrisiko.1
Veränderbare Risikofaktoren
Einige Risikofaktoren sind durch unser Verhalten beeinflussbar und spielen deshalb eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Brustkrebs.
Hormonelle Situation. Die weiblichen Hormone Estrogen (Östrogen) sowie Progesteron spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krebs. Bei der Mehrheit der Fälle reagieren die Tumorzellen auf Hormone und Statistiken belegen, dass der Hormonspiegel mit dem Brustkrebsrisiko in Zusammenhang steht. Risikosteigernd wirkt eine Hormonersatztherapie, die die negativen Begleiterscheinungen der Wechseljahre lindern soll. Insbesondere die kombinierte Hormontherapie mit beiden Hormonen kann das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Eine reine Östrogentherapie wirkt sich zwar hier nicht ungünstig aus, erhöht dagegen aber das Risiko für andere gynäkologische Tumoren und wird daher meist nur Frauen nach einer Totaloperation verschrieben. Der Einfluss von Phytohormonen, die bei Wechseljahresbeschwerden immer öfter zum Einsatz kommen, ist bislang ungeklärt, wird aber inzwischen von einigen Fachleuten kritisch beurteilt. Ebenfalls unklar ist, ob sich eine hormonelle „Kinderwunschtherapie“ negativ auswirkt. Die hormonelle Empfängnisverhütung erhöht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, je länger sie angewendet wird, kann aber hemmend auf andere Krebsarten wirken. Schwangerschaft und Stillzeiten dagegen haben einen schützenden Effekt vor Brustkrebs. Pauschal lässt sich sagen, dass der Einfluss größer ist, je öfter eine Frau schwanger war und je länger sie gestillt hat. Laut einigen Studien sollte sie bei der ersten Schwangerschaft jedoch nicht älter als 30 Jahre sein.
Bewegungsmangel. Studien haben inzwischen klar belegt, dass Bewegungsmangel ein Risikofaktor für Brustkrebs ist, während regelmäßige körperliche Aktivität sich hemmend auf die Entstehung auswirkt. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine bestimmte Sportart betrieben oder sich anderweitig körperlich angestrengt wird, etwa bei der Arbeit.
Übergewicht. Ein zu hohes Gewicht steigert das Risiko für Brustkrebs, insbesondere bei Frauen nach der Menopause. Als Ursache gelten auch hier Hormone, die das reichlich vorhandene Fettgewebe zusätzlich produziert. Ein erhöhtes Risiko haben insbesondere Frauen, die erst als Erwachsene übergewichtig wurden und/oder besonderes viel Bauchfett haben. Übergewichtige Frauen mit Brustkrebs haben zudem schlechtere Überlebenschancen, wie einige Untersuchungen nahelegen.
Ernährung. Der Einfluss der Ernährung wird viel diskutiert und Studien konnten bislang keine klaren Aussagen treffen. Da die Ernährung des Menschen komplex ist, ist es schwierig, die Gesamtsituation zu erfassen. Einige Menschen essen viel frisches Gemüse, aber gleichzeitig viel gebratenes Fleisch oder trinken täglich alkoholhaltige Getränke. Einfacher ist manchmal, den Einfluss bestimmter Lebensmittel zu untersuchen. So zeigte sich beispielsweise, dass reichlicher Verzehr von rotem Fleisch in jungen Jahren Brustkrebs ebenso fördern kann wie ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren in der Ernährung. Klar ist, dass jede Form von Ernährung ungünstig ist, die langfristig zu Übergewicht (s.o.) oder ständig erhöhtem Insulinspiegel führt. Ebenfalls kritisch ist industriell verarbeitete „Fertignahrung“, denn sie kann krebsfördernde Stoffe als Aroma oder Konservierungsmittel sowie ungesunde gehärtete Fette enthalten. Günstig kann laut Studien eine Ernährung sein, die Obst und Gemüse, Geflügel, Fisch sowie fettarme Milchprodukte enthält. Wegen Pestizid- und Hormonbelastungen konventionell erzeugter Lebensmittel kann Bioware die bessere Wahl sein. (Siehe „Rolle der Ernährung“)
Genussgifte. Der Einfluss von Tabakgenuss auf die Entstehung von Brustkrebs konnte bislang nicht ist klar belegt. werden. Die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch der Krebserkrankung steigt mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten und den Konsumjahren. Frauen, die vor der ersten Schwangerschaft mit dem Rauchen begannen, haben ein zusätzlich erhöhtes Risiko. Menschen, die das Rauchen aufgeben, können das Risiko senken.2 Raucher und Raucherinnen, die nach der Diagnose „Brustkrebs“, noch weiterhin rauchen, verschlechtern ihre Prognose. Die Inhaltsstoffe des Tabakrauches lassen den Tumor aggressiver werden. Damit steigt die Mortalität durch die Erkrankung signifikant an.3
Eindeutig ist auch dagegen eine brustkrebsfördernde Wirkung von Alkohol. Bereits das tägliche „Gläschen in Ehren“ schlägt sich in einem höheren Brustkrebsrisiko nieder und ist laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) nicht günstiger als ein einzelner wöchentlicher Alkoholexzess. Doch je mehr Alkohol konsumiert wird, desto höher das Risiko. Umgekehrt nennen Forscher keinen unteren Grenzwert, der als sicher gelten kann. In einem Bericht des World Cancer Research Funds heißt es: „Das Datenmaterial liefert keine klaren Anhaltspunkte über die Mindestmenge an Alkohol, unterhalb der kein Anstieg an alkoholbedingten Krebserkrankungen zu verzeichnen ist. Dies bedeutet, dass […] sogar geringste Mengen von Alkohol vermieden werden sollten.“4 uUnd die WHO listet Alkohol unter den Top Ten der Krankheitsauslöser. Laut Untersuchungen kann in 5 von 100 Brustkrebsfällen Alkohol zumindest mitverantwortlich gemacht werden. Laut DGE gilt: Je 10 g Alkohol pro Tag (z.B. 125 ml Wein oder 250 ml Bier) steigernt das Brustkrebsrisiko um je 10 Prozent.
Strahlentherapie. Eine Strahlentherapie im Bereich des Oberkörpers kann die Entstehung von Brustkrebs fördern. Besonders wenn die Strahlentherapie in der Jugend erfolgte, als die Brüste sich noch entwickelten, kann sie sich negativ auswirken. Erst bei Frauen über 40 stellt eine Strahlentherapie keinen besonderen Risikofaktor mehr dar. Betroffen sind davon in der Regel Menschen, die an Lymphdrüsenkrebs oder der Hodgkin-Krankheit erkrankt waren.
Chemotherapie. Zytostatika stehen ebenfalls im Verdacht, selbst Krebs zu verursachen. Darunter sind 4 Chemotherapeutika, die speziell Brustkrebs erzeugen.
Weitere Medikamente. Daneben sind noch andere Pharmaka zu nennen, deren Brustkrebsrisiko mittlerweile bekannt ist. Dazu zählt das Antibiotikum Nitrofurantoin und das Antimykotikum Griseofulvin sowie das Diuretikum Furosemid. Bekannt ist die negative Wirkung auch vom Schmerzmittel Phenacetin und vom Antihypertonikum Reserpin.5
Mangel an Jod und/oder Vitamin D. Beide Mangelzustände können ein Risikofaktor für Brustkrebs sein werden. Der optimale Spiegel für Vitamin D liegt zwischen 70 und 100 ng/ml. (s.u.) Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel verbessert die Prognose bei Brustkrebs. Einer Studie zufolge verdoppelt bereits ein Vitamin-D-Spiegel von 50 ng/ml die Überlebenswahrscheinlichkeit.6 Eine neuere Untersuchung aus den USA deutet darauf hin, dass Frauen, die oft in Nachtschichten arbeiten, ein etwas erhöhtes Risiko für Brustkrebs aufweisen. Die Forscher vermuten, der unnatürliche Tagesablauf könnte zu einem Mangel an Tageslicht und damit Melatonin- oder Vitamin D-Mangel führen. Bei Männern gibt es zudem Hinweise, dass die regelmäßige Exposition zu starker Hitze oder Benzindämpfen Brustkrebs auslösen könnte. (s.u.)
Diethylstilbestrol (DES). Der Arzneistoff war seit den 1940er Jahren, bis in die 1960er hinein Frauen gegeben worden, deren Schwangerschaft als „schwierig“ eingestuft wurde, um Fehlgeburten zu vermeiden. Leider stellte sich heraus, dass der Stoff sowohl bei den Müttern als auch bei den Kindern das Brustkrebsrisiko erhöht – ebenso das Risiko für andere Krebsarten. Daneben führte es bei den Babys zu Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane. Dennoch wurde das Mittel noch bis 1997 vermarktet, allerdings zuletzt nur noch als Medikament gegen fortgeschrittenen Brust- oder Prostatakrebs.
Eisenüberschuss erhöht möglicherweise das Krebsrisiko. Eisen ist für uns alle lebenswichtig, kann aber in zu großen Mengen unserem Organismus schaden. Sind junge Frauen häufig eher von einem Eisenmangel betroffen, so kann es nach der Menopause leicht zu einem Überschuss kommen, weil kein Eisen mehr mit der regelmäßigen Menstruation ausgeschieden wird. Da Eisenionen aber die Bildung von freien Radikalen begünstigen, kann ein Zuviel die Zellen schädigen und so zur Entstehung von Krebs, aber auch zu Arteriosklerose und anderen Krankheiten führen. Durch Blutspenden lässt sich ein zu hoher Eisenwert auf einfache und noch dazu nützliche Weise ausgleichen.
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt alle zwei Jahre die Kosten für ein sogenanntes kleines Blutbild zur Überprüfung der wichtigsten Werte. In der Regel ist dies aber an ein Mindestalter, meist 35 Jahre, gebunden. Die Kosten für ein großes Blutbild werden dagegen nur bei besonderer Indikation oder von einigen privaten Krankenversicherungen übernommen. Selbstzahler müssen hier mit Kosten von 1000 bis 2500 Euro rechnen.
Widerlegte, unklare oder unbelegte Faktoren
Einige angebliche Risikofaktoren wurden oder werden diskutiert, gelten aber inzwischen als widerlegt, dazu gehören das Tragen von BHs, kosmetische Brustoperationen, Abtreibung oder Fehlgeburten, Virusinfektionen, psychische Belastung oder Depressionen.
Kaffee galt einmal als krebsfördernd. Doch eine größere Studie konnte zeigen, dass Kaffeekonsum sogar einen Schutzeffekt gegen Brustkrebs und einige andere Krebsarten hat. Grund könnten die in Kaffee enthalten Antioxidantien sein.
Umstritten ist der Einfluss von Umweltgiften, was aber klar sein dürfte, denn die „Verschmutzer“ haben kein Interesse daran, dass ihre „Substanzen“ mit Krebs in Verbindung gebracht werden. Klar ist jedenfalls, dass wir immer wieder kanzerogenen Giften aus Luft, Gewässern, Kosmetika oder Reinigungsmitteln und sogar Lebensmitteln ausgesetzt sind. Aber welchen genau, wann, wie lange, in welcher Form, etc. kann oft nicht ohne Weiteres oder überhaupt nicht ausgemacht werden, schon gar nicht rückblickend.
Besonders riskante Chemikalien
Über 200 Chemikalien wurden bisher identifiziert, die Brustkrebs höchstwahrscheinlich fördern. Eine Sichtung entsprechender Studien kam zu dem Ergebnis, dass 17 dieser Verbindungen bzw. Verbindungsklassen dabei die größte Rolle spielen. Die Autoren der Arbeit haben bei ihrer Bewertung auch berücksichtigt, wie hoch die Gesamtbelastung durch die Stoffe im Alltag ist. Hier die Liste der Hochrisiko-Chemikalien5:
Acrylamid: entsteht beim Frittieren und ist in vielen Fertiggerichten enthalten sowie im Tabakrauch.
Aromatische Amine: Toluoldiisocyanate (TDI) Toluylendiamin (TDA) sind in Polyurethanschaum (Schaumstoff) sowie in Brustimplantaten (!) enthalten. Die aromatischen Amine Benzidin und Anilin sind Bestandteile von Farbstoffen in Textilien, Druckertinten sowie in Lebensmitteln.
Benzol: ist Bestandteil des Benzins und kommt daher in Autoabgasen vor. Im Alltag droht die Exposition aber besonders durch Passivrauchen und den Gebrauch von Lösungs- und Reinigungsmittel.
1,2-Benzpyren: der polycyklische aromatische Kohlenwasserstoff ist Bestandteil der Autoabgase bei unvollständiger Verbrennung. Die Exposition droht auch durch Tabakrauch sowie gerösteten Lebensmitteln und beim Grillen mit Holzkohle.
3-chloro-4-Dichloromethyl-5-Hydroxy-2(5H)-Furanon oder MX: die chlorierte organische Verbindung entsteht bei der Chlorung von Wasser zur Desinfektion. Das Verfahren wird in Deutschland teils in Schwimmbädern noch angewendet. Für die Trinkwasseraufbereitung ist die Chlorung seit 1991 verboten. Zum Einsatz kommt die Technik nur noch bei Katastrophen wie Überschwemmungen.
2,2-Bis(bromomethyl)-1,3-Propanediol und 2,3-Dibromo-1-Propanol: die Flammschutzmittel sind Bestandteile von Kunststoffen wie Dämmmaterialien.
1,3-Butadien: das Gas kommt im Tabakrauch und dem Rauch stark erhitzter Speisefette sowie in Treibstoffen vor.
1,2-Epoxyethan (Ethylenoxid, EO): auch dieses Gas ist im Tabakrauch enthalten. Die Verwendung zur Sterilisation von Lebensmitteln ist in Deutschland seit 1981 verboten, darf aber zur bei Medizinprodukten noch eingesetzt werden.
Endokrine Disruptoren: diese Verbindungen interagieren mit Hormonen und stören dadurch die Wirkung der Botenstoffe. Die Chemikalien gehören zu sehr unterschiedlichen organischen Verbindungsklassen und sind für den Verbraucher vor allem als Weichmacher in Kunststoffen relevant. Hierher gehören Bisphenol A (BPA) und die Phthalate. Die Aufnahme erfolgt über Plastikflaschen, aus denen die Weichmacher freigesetzt werden.
Fluorierte organische Säuren: im Alltag begegnen wir vor allem der Perfluoroctansäure. Sie ist fett- und wasserabweisend und daher als Antihaftbeschichtung und als Imprägniermittel verbreitet. In Deutschland wird die Chemikalie immer wieder im Trinkwasser nachgewiesen.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe: Hierzu gehört besonders Dichlormethan, das als Lösungsmittel in Fett- und Lackentfernern sowie in Trockenreinigungsmitteln verwendet wird. Auch in Klebstoffen ist es enthalten und dient darüber hinaus als Treibmittel.
Heterocyklische Amine: die organischen Stickstoffverbindungen entstehen beim Grillen im Fleisch.
Ochratoxin A: das Mykotoxin kommt als Verunreinigung in Nüssen, Getreide sowie Schweinefleisch vor. Auch Schimmel im Haus bedeutet ein Risiko.
Styrol: der Kohlenwasserstoff wird zur Kunststoffherstellung verwendet und kann von Haushaltsprodukten abgegeben werden. In geringen Mengen kommt die aromatische Verbindung auch in Baumharzen und einigen Biersorten vor.
Parabene werden wegen ihrer antimikrobiellen Wirkung u.a. als Konservierungsmittel in Kosmetik eingesetzt. Sie verfügen über eine schwache östrogenartige Wirkung und stehen im Verdacht, Brustkrebs auslösen zu können. Nachgewiesen ist dieser Effekt bislang (noch?) nicht. Laut einer Stellungnahme aus dem Jahr 2004 des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind parabenhaltige Kosmetika unbedenklich und fördern keinen Brustkrebs. Diese recht pauschale Ansicht wurde inzwischen revidiert. So gelten nun nur noch einige bestimmte Parabene „nach heutigem Kenntnisstand“ (2011) als unbedenklich, wenn sie innerhalb der erlaubten Konzentrationen eingesetzt werden. Allerdings schränkt man ein, dass für einige Parabene, die für Kosmetik zugelassen sind, „die Datenlage für eine Bewertung des gesundheitlichen Risikos derzeit nicht ausreichend“ sei.7 Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Parabenen und Brustkrebs liefert auch eine Studie aus 2012. Die Wissenschaftler ermittelten die Konzentrationen mehrerer Parabene in Brustgewebe, das sie aus Mastektomien erhielten. Dabei zeigte sich eine erhebliche Belastung der Proben mit den Erdölprodukten.8
Einige Hersteller verzichten nun auf Parabene, oft eher als Marketingmaßnahme, nachdem die Stoffe in die Kritik gerieten. Viele Kosmetika kommen nicht ohne Konservierungsstoffe aus und die fehlenden Parabene werden durch andere Stoffe ersetzt, die laut BfR oft ein noch höheres Potenzial haben, die Gesundheit zu gefährden. Dies wird auch als Grund genannt, Parabene nicht einfach zu verbieten. Zertifizierte Naturkosmetik könnte eine gesunde Alternative darstellen, denn sie verzichtet auf problematische Konservierungsstoffe.
Ungeklärt ist der Einfluss von Aluminium in der Nahrung oder Kosmetik (Deodorant, Antitranspirant, Zahnpasta, Sonnenschutzmittel, dekorative Kosmetik) auf die Entstehung von Brustkrebs. Hier besteht noch Forschungsbedarf.9
Der Einfluss entzündlicher Prozesse
Bereits seit langer Zeit wird vermutet, dass ein bestimmter Entzündungsprozess in der Brust das Wachstum von Krebsstammzellen anregt, die wiederum für die Entwicklung des Mammakarzinoms verantwortlich sind. Belegt wurde diese Theorie anhand von Tierversuchen im Jahr 2010 von einem Forscherteam der Thomas Jefferson University in Philadelphia. Denn die Unterdrückung einer Entzündung in der Brust führte bei den Mäusen dazu, dass Brustkrebs nicht entstehen beziehungsweise sich nicht weiter ausbreiten konnte10. Der Entzündungsprozess selber kann vermutlich von mehreren Faktoren ausgelöst werden, etwa durch Chemikalien, Nahrungsmittel, Lebensgewohnheiten oder bestimmte Erbfaktoren.
Daneben werden und wurden weitere Ursachen für Krebs11 von Medizinern diskutiert.
Geerbtes Risiko?
Da die „Brustkrebsgene“ in letzter Zeit in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit erfahren haben, sind viele Frauen verunsichert, ob sie nicht vielleicht einen Gentest veranlassen sollten. Dies betrifft übrigens auch Männer. (Siehe Brustkrebs beim Mann) Daher soll das Thema Gene noch einmal etwas genauer betrachtet werden. Hilfreich als erste Information kann ein Kurztest anhand einer Checkliste sein, die online zur Verfügung steht.12 Sie ist jedoch kein Ersatz für eine Fachberatung.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt, dass in 5 bis 10 % der Fälle eine erbliche Vorbelastung für Brustkrebs besteht.13 In einem Großteil der Fälle sind die Gene BRCA1 oder BRCA2 verantwortlich. (s.o.) Daneben gibt es zahlreiche weitere Gene, bei denen Mutationen zu bestimmten Krankheiten führen können und die das Brustkrebsrisiko erhöhen. Die Genmutationen erhöhen bei Männern wie Frauen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken und führen außerdem zu einem jüngeren Alter, in dem die Krankheit zum ersten Mal auftritt: Statt mit 60 Jahren, erkranken Betroffene bereits mit durchschnittlich 40 Jahren. Frauen haben zudem ein erhöhtes Risiko, Krebs an den Eierstöcken zu bekommen.
Solche Mutationen im Genom werden familiär weitervererbt. Daher ist eine gründliche Untersuchung der Familiengeschichte der erste Schritt, um das „geerbte Brustkrebsrisiko“ abschätzen zu können. Dies sollte vor eventuellen Gentests geschehen. Betroffene müssen sich dafür mit der Krankengeschichte der Familie gut vertraut machen und möglichst viele relevante Daten zusammentragen. Für eine erbliche Vorbelastung spricht, wenn Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie gehäuft oder bereits in jungen Jahren auftritt. Eine entsprechende Beratung sowie die Genuntersuchung anhand einer Blutprobe ist an einem von 15 spezialisierten Zentren14 in Deutschland möglich, natürlich auch dann, wenn die Interessentin gesund ist. In diesem Fall wird möglicherweise vorgeschlagen, zunächst die Gene einer erkrankten nahen Verwandten zu untersuchen, um typische Mutationen auszumachen. Sind welche vorhanden, können weitere Familienmitglieder gezielt untersucht werden. Ist eine solche Genetik wahrscheinlich oder sogar nachgewiesen, können Frauen an besonderen Vorsorgeprogrammen der Zentren teilnehmen. In einigen Fällen kommt eine präventive operative Entfernung beider Brüste (beidseitige Mastektomie) und/oder der Eierstöcke samt Eileiter (bilaterale Salpingo-Oophorektomie) in Frage. Dies sollte natürlich jeweils gründlich abgewogen werden.
Bei Menschen, bei denen die erbliche Vorbelastung laut Berechnungen hoch ist, kommt häufig die gesetzliche Krankenversicherung für die Kosten von Untersuchungen, Früherkennungsprogrammen und in einigen Fällen für entsprechende Operationen auf. Doch einen gesetzlichen Anspruch auf Kostenübernahme haben Betroffene nicht und sollten daher vor Inanspruchnahme von Beratungen die Kostenfrage klären.
Wann besteht eine familiäre Vorbelastung?
Das Deutsche Konsortium für Familiären Brust- und Eierstockkrebs empfiehlt Gentests, wenn auf einer Seite der Familie
- drei Frauen Brustkrebs hatten oder
- zwei Frauen Eierstockkrebs hatten oder
- zwei Frauen Brustkrebs hatten, eine davon vor Ihrem 51. Geburtstag oder
- eine Frau an Brustkrebs und eine Frau an Eierstockkrebs erkrankten oder
- bei einer Frau ein besonders früher Fall von Brustkrebs, sprich vor dem 36. Geburtstag, auftrat oder
- eine Frau an beiden Krebsarten erkrankte oder
- eine Frau vor dem 51. Geburtstag in beiden Brüsten Brustkrebs bekam oder
- ein Mann Brustkrebs bekam sowie eine weitere Person eine der beiden Krebsarten aufwies
Betroffene von familiärem Brust- oder Eierstockkrebs haben sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen: mehr Informationen finden sich auf der Homepage unter http://www.brca-netzwerk.de/
Einfluss von Risikofaktoren
Natürlich ist es wichtig, die Ursachen von Brustkrebs zu erforschen, um die Krebsentstehung zu verhindern. Risikofaktoren sollen aber nicht dazu dienen, die Menschen „bange zu machen“. Selbst wer mehrere Risikofaktoren aufweist, muss noch lange nicht an Brustkrebs erkranken. Umgekehrt kann niemand ganz ausschließen, irgendwann im Leben Krebs zu bekommen. Niemand sollte sich wegen diskutierter Krebsursachen zu einem Lebensstil zwingen, der ihm widerspricht und auf Dauer unglücklich und möglicherweise gerade deshalb krankmacht. Es lassen sich ohnehin nicht alle Faktoren beeinflussen. Doch jeder kann mit kleinen Änderungen seiner Gewohnheiten dazu beitragen, gesund zu bleiben und eine positive Lebenseinstellung zu gewinnen. Neben einer „Krebsprophylaxe“ kann man so mehr Vitalität und Lebensfreude gewinnen. Kleine Lebensstiländerungen, insbesondere bei Ernährung oder Bewegung, können helfen, bis ins hohe Alter gesund zu bleiben. Studien belegen, dass ein gesundes Körpergewicht sowie regelmäßige Bewegung der Entstehung von Brustkrebs vorbeugen können.15 Griechische Sportmediziner berechneten, dass Frauen, die mehrmals wöchentlich sportlich aktiv sind, ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 40 % senken können.
Eine wichtige Chance im Kampf gegen Brustkrebs ist die Vorbeugung dagegen, dass überhaupt ein Karzinom in der Brust entsteht. Leider wird in diesem Feld kaum gezielt geforscht, doch können einige altbekannte Krebsauslöser gemieden und umgekehrt gezielt krebsschützende Maßnahmen ergriffen werden. Einigen Krebsauslösern wie beispielsweise bestimmten Umweltgiften kann man sich leider nicht entziehen.
Was kann ich tun, um mein Brustkrebsrisiko zu senken?
- Übergewicht sollte vermieden, bzw. unbedingt reduziert werden. Dies gilt besonders für Frauen nach der Menopause.
- Reduzieren Sie den Verzehr von Kohlenhydraten, insbesondere Zucker und vor allem Fruktose (maximal 25 g täglich). Damit verbessern Sie auch die Sensibilität Ihrer Insulin- und Leptin-Rezeptoren.
- Reduzieren Sie den Verzehr von Proteinen. Empfohlen wird 1 g Eiweiß pro g mageren Körpergewichtes. Dafür sollten Sie mehr hochwertige Fette verzehren wie sie in Avocados oder Kokosöl enthalten sind. Ernähren Sie sich also in Richtung einer ketogenen Diät, die als krebsvorbeugend gilt.
- Achten Sie auf vitaminreiche Kost. Besonders Vitamin A ist wichtig, dass idealerweise aus Bio-Eiern oder Bio-Butter stammen sollte. Essen Sie viel Gemüse in einer abwechslungsreichen Sortenzusammensetzung. 1 l Gemüsesaft am Tag sind eine sinnvolle Ergänzung, daneben auch vollwertige Lebensmittel und Kräuter, sowie Gewürze aller Art. Besonders ratsam ist der Verzehr von Curcumin aus der Kurkuma-Wurzel.
- Gehen Sie öfters in die Sonne, damit Ihr Körper genügend Vitamin D bilden kann.
- Führen Sie Ihrem Körper genügen Jod zu, aber nicht über 800 µg. Eine natürliche Quelle ist Seefisch.
- Ausreichend Bewegung hält fit und wirkt krebsschützend. Die WHO empfiehlt 2,5 Stunden gemäßigte Aktivität pro Woche. Der „World Cancer Research Fund“ rät zu einer halben Stunde Bewegung pro Tag. Zügiges Gehen reicht dabei schon aus.
- Vermeiden Sie die oben genannten hochriskanten Chemikalien.
- Alkohol ist zu meiden.
- Rauchen Sie nicht.
- Stillen Sie ihr Kind ein halbes Jahr lang. Wenn Sie verhüten, wählen
- Sie Ihre Verhütungsmethode sorgfältig aus.
- Verzichten Sie auf eine Hormonersatztherapie und/oder Phytohormone.
- Sollten Sie sich doch dafür entscheiden, nehmen Sie die geringstmögliche Dosierung.
- Machen Sie sich mit der Selbstuntersuchung der Brust vertraut.
- In besonderen Fällen: Besprechen Sie Ihr Risiko, an familiärem Brustkrebs zu erkranken, mit Fachleuten und wägen Sie ab, ob operative Maßnahmen getroffen werden sollten.
- Minimieren Sie die Exposition mit elektromagnetischen Feldern (EMF).
- Schlafen Sie mindestens 8 Stunden täglich und praktizieren Sie Entspannungstechniken wie die Emotional Freedom Technique oder Meditation.
Auch die WHO nennt bei der Prävention folgende Faktoren: gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Einschränkung des Alkoholkonsums sowie Vermeidung von Übergewicht und Fettleibigkeit.
Da nicht nur die Eierstöcke, sondern ebenso die Fettzellen Östrogen produzieren, achten Sie vor allem auf ein gesundes Körpergewicht. Schließlich kann ein Zuviel an körpereigenem Östrogen nicht nur den Hormonhaushalt völlig durcheinanderbringen, sondern möglicherweise auch zur Entstehung von Brustkrebs führen. Übergewicht bringt auch bei Männern den Hormonhaushalt nachhaltig aus dem Gleichgewicht und kann sogar zu (umkehrbarer) Unfruchtbarkeit führen. Daher könnte dies auch ein Risikofaktor für Brustkrebs bei Männern sein.
Stillen senkt das Brustkrebsrisiko nachweislich.16 Dies liegt möglicherweise an der hormonellen Veränderung, die durch das Stillen ausgelöst wird.
Die Schulmedizin setzt im Kampf gegen Brustkrebs vor allem auf Früherkennung. Dabei sollte man bedenken, dass dadurch niemand vor Krebs geschützt wird. Allenfalls die Heilungsaussichten können besser sein. Doch gibt es auch Studien, die zeigen, dass manche Frau geradezu krank therapiert wird, weil ein Karzinom in situ entdeckt und mit dem gesamten Waffenarsenal der Krebstherapie bekämpft wurde, ohne dass es Krankheitssymptome gegeben hätte. Durch breit angelegte Massenprogramme zur Früherkennung entsteht zudem das Problem der Überdiagnose17 (siehe Problem Überdiagnose).
5 Die Auflistung entstammt der Arbeit „New Exposure Biomarkers as Tools for Breast Cancer, Epidemiology, Biomonitoring, and Prevention: A Systematic Approach Based, https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/ehp.1307455 on Animal Evidence“ 2016
1 Fritschi et al. Left-handedness and risk of breast cancer. BJC. 2007; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2360366/
2 Ergebnisse einer Studie, die Daten von fast 90.000 Frauen erfasst: „Active cigarette smoking and risk of breast cancer“ 2014, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ijc.29266
3 Siehe Studie: „Cigarette Smoking Before and After Breast Cancer Diagnosis: Mortality From Breast Cancer and Smoking-Related Diseases“ 2016; http://ascopubs.org/doi/pdf/10.1200/JCO.2015.63.9328
4 Zitat entnommen aus „Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention: Eine globale Perspektive.“ Untersuchung des World CancerResearch Fund. 2007; http://www.wcrf.org/sites/default/files/german.pdf
5 Diese Information sowie die Liste der 17 Risiko-Chemikalien entstammt der Arbeit „New Exposure Biomarkers as Tools for Breast Cancer Epidemiology, Biomonitoring, and Prevention:“ A systematic Approach Based on Animal Evidence“, erschienen 2016; https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/ehp.1307455
6 Vergleiche dazu „Vitamin D Supplement Doses and Serum 25-Hydroxyvitamin D in the Range Associated with Cancer Prevention“, 2011; http://ar.iiarjournals.org/content/31/2/607.full.pdf+html
7 Verwendung von Parabenen in kosmetischen Mitteln. Stellungnahme Nr. 009/2011 des BfR vom Januar 2011; http://www.bfr.bund.de/cm/343/verwendung_von_parabenen_in_kosmetischen_mitteln.pdf
8 Siehe „Measurement of paraben concentrations in human breast tissue at serial locations across the breast from axilla to sternum“; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jat.1786
9 Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten. FAQ des BfR vom 16. Oktober 2014; http://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-aluminium-in-lebensmitteln-und-verbrauchernahen- produkten.pdf
1 0 vgl.: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21159656
1 1 Siehe dazu Krebsauslöser: Ursachen für Krebs. René Gräber. http://www.hoffnung-bei-krebs.com/Krebsausloeser.html
1 2 https://www.brca-netzwerk.de/familiaerer-brustkrebs/literatur/
1 3 Siehe auch Informationsblatt „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“; https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/iblatt-familiaerer-brust-u-eierstockkrebs.pdf
1 4 Zentren für Familiären Brust- und Eierstockkrebs; http://www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html
1 5 Chlebowski RT. Nutrition and physical activity influence on breast cancer incidence and outcome. Breast. 2013 Aug;22 Suppl 2:S30-7. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24074789
1 6 www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12836119
1 7 http://www.yamedo.de/krankheiten/krebs/krebsvorsorge.html